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Material und Geschichte

Der Kunst Raum Mitte blickt auf eine knapp 40-jährige Geschichte zurück. Im Verbund der kommunalen Galerien Berlins zählt er zu den ältesten kommunalen Kunsteinrichtungen. 

Gründung zu DDR-Zeiten

1987 wurde die galerie weisser elefant in der Almstadtstraße in Ost-Berlin als staatlich finanzierte Magistratsgalerie ins Leben gerufen. Ihre Gründung markierte damals einen Wendepunkt in der Kunstlandschaft der DDR. Inmitten politischer und gesellschaftlicher Umbrüche etablierte sich die  kommunale Galerie als Plattform für aufstrebende, unabhängige Künstler*innen. Insbesondere die Aktionen und Performances während der Permanenten Kunstkonferenz im Juni 1989, kurz vor dem Ende der DDR, bildeten eine Zäsur und spiegelten den künstlerischen Aufbruch dieser Zeit wider.

Einblicke in die Anfänge und Entwicklung dieses Kunstorts gibt das verbliebene historische Material der galerie weisser elefant. Es umfasst Ausstellungsfotos, Presseartikel, Korrespondenzen, administrative Akten und Ephemera. Daraus geht beispielsweise hervor, dass sich der Name „weisser elefant“ auf eine Eckkneipe bezieht, die sich ebenfalls in der Almstadtstraße befand. In deren Fenstern waren zwei weiße Elefantenfiguren eines Berliner Likörherstellers ausgestellt, die der Kneipe den informellen Namen „Zum Weißen Elefanten“ einbrachten (siehe Klaus Bädicker in: Vorstadtsalat – eine Bild-Text-Collage über die Spandauer und ein wenig die Rosenthaler Vorstadt in Berlins Mitte im letzten DDR-Jahrzehnt. Berlin 2002). Diese Gaststätte war ein Ankerpunkt im ehemaligen Scheunenviertel und die einzige in der Straße, die nach 1945 erhalten geblieben war. Einerseits sollte der Name der Galerie an die Geschichte des Stadtteils erinnern, andererseits sollte der weiße Elefant als eine Art Wappentier humorvoll und zeitlos erscheinen, wie aus einem Dokument von Gabi Ivan hervorgeht, die zusammen mit Ralf Bartholomäus die Galerie zum Zeitpunkt ihrer Gründung leitete.

Nach der Wende öffnete sich die Galerie für Kunstformen wie Performances und transmediale Installationen. Diese wurden unter anderem von Christoph Tannert, Eugen Blume und Ulrike Stöhring kuratiert und zeigten Werke von Künstler*innen wie Durs Grünbein und Karla Sachse. Darunter waren auch aufstrebende Talente wie Carsten und Olaf Nicolai sowie Annelies Strba, die später international erfolgreich wurden. Zudem führte die Zusammenarbeit mit dem DDR-Untergrund zur ersten Ausstellung der Brüder Robert und Ronald Lippok von Ornament & Verbrechen und zur Veröffentlichung ihrer LP to rococo rot, aus der ein international bekanntes Musikprojekt erwuchs. Die Galerie wurde zu einem Ort, an dem sich vor allem junge Künstler*innen ohne den Druck des Kunstmarkts ausprobieren konnten.

Umzug in die Auguststraße

Als Einrichtung des Büros für architekturbezogene Kunst des Magistrats von Ost-Berlin war auch die galerie weisser elefant von der im Herbst 1990 beschlossenen Abwicklung betroffen.  

1998 zog die galerie weisser elefant daher in die Auguststraße 21 um, zunächst in den Keller der früheren Nikolai-Ostrowski-Oberschule für Sehbehinderte, wie sie in der DDR genannt wurde. Seit dem Jahr 2000 ist sie im ehemaligen Direktorenhaus ebenfalls in der Auguststraße 21 untergebracht. Umgeben von Galerien mit kommerzieller Ausrichtung blieb sich die galerie weisser elefant ihrer Aufgabe treu, als kommunaler Raum den künstlerischen Nachwuchs zu fördern und unkonventionelle Ausdrucksformen und Ausstellungsformate zu ermöglichen. 

Das ehemalige Schulgebäude diente über Jahre hinweg als Kulturhaus mit wechselnder Belegung durch unterschiedliche Kunst- und Kulturakteur*innen. Von 1998 bis 2002 stellte das Kulturamt zum Beispiel der Renate Comic-Bibliothek kostenfrei Räume zur Verfügung. Die Bibliothek befindet sich nun nur wenig entfernt in der Tucholskystraße.  

Heute teilt sich die Galerie das Haus noch mit dem Atelier Farbklang der MiK – Jugendkunstschule Berlin-Mitte und der Fanny Hensel-Musikschule. 

Umbenennung zu Kunst Raum Mitte 

Der neue Name Kunst Raum Mitte soll eine Neuorientierung der kommunalen Galerie einläuten, ohne dabei deren Geschichte zu vergessen, sondern sie fortschreiben. Deswegen setzt sich Kunst Raum Mitte in seinem ersten Jahresprogramm auch direkt mit der bewegten Geschichte der Galerie auseinander und will neu denken, was eine kommunale Galerie war, heute ist und in Zukunft sein kann: Offen für Austausch und Diskurs mit dem Publikum und einer sich stetig verändernden Stadtgesellschaft.

Gegenwärtig steht die Galerie vor einem weiteren Umbruch und einer Neuausrichtung des Profils. Die vom Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte veranlasste Umbenennung in Kunst Raum Mitte steht in diesem Zusammenhang und soll das Konzept der Galerie für zeitgenössische Diskurse, deren Geschichte und die Kunst einer nachfolgenden Generation mit aktuellen Debatten um eine plurale, vielgestaltige Stadtgesellschaft verknüpfen.

Der Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte hat 2024 im Rahmen eines Auswahlverfahrens, das durch eine Findungskommission und eine Fachjury begleitet wurde, ein neues Leitungsteam ernannt. Mit den Kuratorinnen Natalie Keppler und Agnieszka Roguski hat die kommunale Galerie eine künstlerische Leitung, die sich diesen Herausforderungen stellen möchte.

Zur Seite der galerie weisser elefant gelangen Sie hier:

Opening of galerie weisser elefant on Almstadtstraße, 1987. Photo: Jochen Wermann Opening of galerie weisser elefant on Almstadtstraße, 1987. Photo: Jochen Wermann
Opening of galerie weisser elefant on Almstadtstraße, 1987. Photo: Jochen Wermann
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Material und Geschichte

Der Kunst Raum Mitte blickt auf eine knapp 40-jährige Geschichte zurück. Im Verbund der kommunalen Galerien Berlins zählt er zu den ältesten kommunalen Kunsteinrichtungen. 

Gründung zu DDR-Zeiten

1987 wurde die galerie weisser elefant in der Almstadtstraße in Ost-Berlin als staatlich finanzierte Magistratsgalerie ins Leben gerufen. Ihre Gründung markierte damals einen Wendepunkt in der Kunstlandschaft der DDR. Inmitten politischer und gesellschaftlicher Umbrüche etablierte sich die  kommunale Galerie als Plattform für aufstrebende, unabhängige Künstler*innen. Insbesondere die Aktionen und Performances während der Permanenten Kunstkonferenz im Juni 1989, kurz vor dem Ende der DDR, bildeten eine Zäsur und spiegelten den künstlerischen Aufbruch dieser Zeit wider.

Einblicke in die Anfänge und Entwicklung dieses Kunstorts gibt das verbliebene historische Material der galerie weisser elefant. Es umfasst Ausstellungsfotos, Presseartikel, Korrespondenzen, administrative Akten und Ephemera. Daraus geht beispielsweise hervor, dass sich der Name „weisser elefant“ auf eine Eckkneipe bezieht, die sich ebenfalls in der Almstadtstraße befand. In deren Fenstern waren zwei weiße Elefantenfiguren eines Berliner Likörherstellers ausgestellt, die der Kneipe den informellen Namen „Zum Weißen Elefanten“ einbrachten (siehe Klaus Bädicker in: Vorstadtsalat – eine Bild-Text-Collage über die Spandauer und ein wenig die Rosenthaler Vorstadt in Berlins Mitte im letzten DDR-Jahrzehnt. Berlin 2002). Diese Gaststätte war ein Ankerpunkt im ehemaligen Scheunenviertel und die einzige in der Straße, die nach 1945 erhalten geblieben war. Einerseits sollte der Name der Galerie an die Geschichte des Stadtteils erinnern, andererseits sollte der weiße Elefant als eine Art Wappentier humorvoll und zeitlos erscheinen, wie aus einem Dokument von Gabi Ivan hervorgeht, die zusammen mit Ralf Bartholomäus die Galerie zum Zeitpunkt ihrer Gründung leitete.

Nach der Wende öffnete sich die Galerie für Kunstformen wie Performances und transmediale Installationen. Diese wurden unter anderem von Christoph Tannert, Eugen Blume und Ulrike Stöhring kuratiert und zeigten Werke von Künstler*innen wie Durs Grünbein und Karla Sachse. Darunter waren auch aufstrebende Talente wie Carsten und Olaf Nicolai sowie Annelies Strba, die später international erfolgreich wurden. Zudem führte die Zusammenarbeit mit dem DDR-Untergrund zur ersten Ausstellung der Brüder Robert und Ronald Lippok von Ornament & Verbrechen und zur Veröffentlichung ihrer LP to rococo rot, aus der ein international bekanntes Musikprojekt erwuchs. Die Galerie wurde zu einem Ort, an dem sich vor allem junge Künstler*innen ohne den Druck des Kunstmarkts ausprobieren konnten.

Umzug in die Auguststraße

Als Einrichtung des Büros für architekturbezogene Kunst des Magistrats von Ost-Berlin war auch die galerie weisser elefant von der im Herbst 1990 beschlossenen Abwicklung betroffen.  

1998 zog die galerie weisser elefant daher in die Auguststraße 21 um, zunächst in den Keller der früheren Nikolai-Ostrowski-Oberschule für Sehbehinderte, wie sie in der DDR genannt wurde. Seit dem Jahr 2000 ist sie im ehemaligen Direktorenhaus ebenfalls in der Auguststraße 21 untergebracht. Umgeben von Galerien mit kommerzieller Ausrichtung blieb sich die galerie weisser elefant ihrer Aufgabe treu, als kommunaler Raum den künstlerischen Nachwuchs zu fördern und unkonventionelle Ausdrucksformen und Ausstellungsformate zu ermöglichen. 

Das ehemalige Schulgebäude diente über Jahre hinweg als Kulturhaus mit wechselnder Belegung durch unterschiedliche Kunst- und Kulturakteur*innen. Von 1998 bis 2002 stellte das Kulturamt zum Beispiel der Renate Comic-Bibliothek kostenfrei Räume zur Verfügung. Die Bibliothek befindet sich nun nur wenig entfernt in der Tucholskystraße.  

Heute teilt sich die Galerie das Haus noch mit dem Atelier Farbklang der MiK – Jugendkunstschule Berlin-Mitte und der Fanny Hensel-Musikschule. 

Umbenennung zu Kunst Raum Mitte 

Der neue Name Kunst Raum Mitte soll eine Neuorientierung der kommunalen Galerie einläuten, ohne dabei deren Geschichte zu vergessen, sondern sie fortschreiben. Deswegen setzt sich Kunst Raum Mitte in seinem ersten Jahresprogramm auch direkt mit der bewegten Geschichte der Galerie auseinander und will neu denken, was eine kommunale Galerie war, heute ist und in Zukunft sein kann: Offen für Austausch und Diskurs mit dem Publikum und einer sich stetig verändernden Stadtgesellschaft.

Gegenwärtig steht die Galerie vor einem weiteren Umbruch und einer Neuausrichtung des Profils. Die vom Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte veranlasste Umbenennung in Kunst Raum Mitte steht in diesem Zusammenhang und soll das Konzept der Galerie für zeitgenössische Diskurse, deren Geschichte und die Kunst einer nachfolgenden Generation mit aktuellen Debatten um eine plurale, vielgestaltige Stadtgesellschaft verknüpfen.

Der Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte hat 2024 im Rahmen eines Auswahlverfahrens, das durch eine Findungskommission und eine Fachjury begleitet wurde, ein neues Leitungsteam ernannt. Mit den Kuratorinnen Natalie Keppler und Agnieszka Roguski hat die kommunale Galerie eine künstlerische Leitung, die sich diesen Herausforderungen stellen möchte.

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